Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist es, Ansätze und Konzepte zur Nutzung langfristig verfügbarer Korpusinfrastrukturen in Lehre und im Unterricht zu systematisieren, um für verschiedene Vermittlungskontexte je adäquate Nutzungsszenarien zu entwickeln und Lehr- und Lernmaterialien zu erarbeiten. Insgesamt umfasst die Arbeitsgemeinschaft 12 Wissenschaftler:innen aus fünf verschiedenen Ländern, die 2022 und 2023 zu gemeinsamen Arbeitstreffen am CAIS in Bochum zusammenkommen.
Im Zeitalter digitaler Transformation ist der reflektierte Umgang mit digitalen Daten ein Kompetenzbereich, der zunehmend Eingang in Bildungsstandards, universitäre Curricula sowie schulische Lehrpläne findet und mit Data Literacy in Verbindung gebracht wird. In den letzten Jahren hat sich die Einsicht verbreitet, dass nicht nur Forscher:innen die gut ausgebauten Korpusinfrastrukturen der Linguistik für wissenschaftliche Zwecke nutzen können, sondern dass auch Lehrende und Lernende bei der Reflexion über Sprache und für Zwecke der datengestützten Sprachanalyse in Schule und Hochschule oder beim Erlernen von Sprache(n) in der Fremdsprachendidaktik vom Zugriff auf Korpora profitieren können. Weitere Informationen gibt es auf der Internetpräsenz der Arbeitsgemeinschaft.
MrWissen2Go, MaiLab, Wikipedia und Co: In den letzten 20 Jahren hat sich ein breites Spektrum an digitalen Wissensangeboten auf verschiedenen Plattformen (Wikipedia, YouTube, Instagram) entwickelt, die frei verfügbar sind und hohe Reichweiten erlangen. Diese Wissensangebote thematisieren zahlreiche und gesamtgesellschaftlich relevante Themen wie etwa den Klimawandel, die COVID-19-Pandemie oder politische Entwicklungen. Aus linguistischer Perspektive ist interessant, welche sprachlichen und semiotischen Muster und Ressourcen (z.B. Metaphern, Text-Bild-Relationen, intertextuelle Bezüge) bei diesen Angeboten im Kontext der Wissensvermittlung zum Einsatz kommen. Zudem wird auch der Frage nachgegangen, wie die genannten digitalen Wissensangebote aus informellen in formelle Vermittlungskontexte (z.B. in den schulischen Deutschunterricht) integriert werden können.
Im Projekt "Körper.Bilder.Diskurse" wird aus interdisziplinärer Perspektive der Umgang von Schüler:innen mit Darstellungen, Kommentierung und Konstruktionen von Körperlichkeit in physischen, digitalen und hybriden Räumen analysiert. Fragen nach der Konstruktion von körperlichen Normvorstellungen in hybriden Diskursen und die Entwicklung körperbezogenen Wissens von Schüler:innen stehen im Zentrum der interdisziplinären Betrachtung im Rahmen der Forschungsplattform Bildung in der Digitalen Welt (ForBild).
Diskurse über Körper finden nicht nur in digitalen Räumen, sondern auch durch den (gestaltenden oder konsumierenden) Umgang mit sozialen Netzwerken in den physischen Räumen Heranwachsender statt. Es ist davon auszugehen, dass sich Peergruppen von Schüler:innen zu körperbezogenen Diskursen auch in der (physischen) Schule verhalten und damit einen hybriden Diskurs erzeugen. Über eine Rekonstruktion des Erlebens von hybriden, körperbezogenen Diskursen werden in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. David Wiesche (Sport- und Bewegungswissenschaften) potenziell relevante Wirkmechanismen der Entwicklung selbstbezogenen Wissens adressiert.
Ziel von „digilog@bw“ war es, den Einfluss der Digitalisierung auf den Menschen und die daraus resultierenden gesellschaftlichen Veränderungen zu identifizieren und interdisziplinär zu analysieren, um so die Grundlagen dafür zu schaffen, den digitalen Wandel technisch und politisch positiv zum Wohl des Menschen zu gestalten.
Hierzu fokussiert der Forschungsverbund in seinen Projekten drei zentrale Themen der Digitalisierung – Autonomie, Wissen und Partizipation. Ihr Verständnis ist von herausragender Bedeutung für eine aktive positive Gestaltung des digitalen Wandels. Technische und politische Gestaltung der Digitalisierung müssen bei ihnen ansetzen, wenn der Wandel zum Wohle des Menschen gelingen soll. Die Themen „Autonomie“, „Wissen“ und „Partizipation“ werden interdisziplinär und standortübergreifend bearbeitet. Dafür bündelt der Forschungsverbund baden-württembergische Expertise aus universitärer und außeruniversitärer Forschung der Geistes-, Sozial-, Rechts-, Wirtschafts-, Medien- und Kommunikationswissenschaften, der Ethik und der Informatik sowie der interdisziplinären Technikbewertung auf höchstem wissenschaftlichem Niveau. Digilog@bw zeichnet sich darüber hinaus dadurch aus, dass mittels des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM) durch Ausstellungen, Diskussionsveranstaltungen und Vortragsreihen ein vielschichtiger Dialog mit der Öffentlichkeit hergestellt wird.
Ziel des Netzwerks war es, das Programm und das Methodeninventar der Diskurslinguistik in zwei Richtungen zu erweitern: Zum einen wurden die spezifischen Beschreibungskategorien und Analysewerkzeuge für Diskurse in digitalen Medien (u.a. Links, Hashtags) systematisiert. Zum anderen konnten Methoden und Instrumente der Korpuslinguistik und Digital Methods im Hinblick auf die Anforderungen der Diskurslinguistik evaluiert und ausgebaut werden. Dies wurde durch Fallstudien, die aus laufenden Projekten der Mitglieder gespeist werden und die durch den Bezug auf gemeinsame Fragestellungen und Schwerpunkte der Arbeitstreffen aufeinander bezogen sind, geleistet. Die Ergebnisse wurden mit einschlägigen Expert:innen und Kooperationspartner:innen diskutiert, um digitale Sprachressourcen mit Blick auf die Analyse von digitalen Diskursen bzw. digitalen Analysen von Diskursen auszubauen. Weitere Informationen auf der Internetpräsenz des Netzwerks.
Die Wikipedia ist nicht nur ein kontrovers diskutiertes Nachschlagewerk, das vielen im Alltag zur ersten Orientierung dient, sondern auch eines der erfolgreichsten Projekte im Web 2.0. Diese freie Enzyklopädie ist als sozialer Raum zu deuten, in dem Wissen sprachlich von vielen Akteuren ausgehandelt wird. Medienlinguistisch informiert fragt das Projekt nach medialen Rahmenbedingungen, die die zugrundeliegende Wiki-Software mit sich bringt und welche Möglichkeiten der Wissenspräsentation sich damit eröffnen: Die Wikipedia als Hypertext zeichnet sich durch Merkmale wie Multimodalität und Nicht-Linearität, Interaktivität, Adaptivität und Offenheit aus (Storrer 2012: 286 f.).
Zentrale Fragestellungen sind in der Folge, welche Muster der Integration bzw. Kombination verschiedener medialer Objekte (Text-, Bild-, Audio- und Videodateien) und welche Strategien zur Verknüpfung von Textteilen durch Hyperlinks rekonstruiert werden können. In Anlehnung an das Postulat einer Hypertextlinguistik (Storrer 2008: 328) soll deshalb das Programm einer Hyperdiskurslinguistik projektiert werden: Hyperdiskurslinguistik wird als ein Bereich der Diskurslinguistik nach Foucault verstanden, der sich mit der Anwendung diskurslinguistischer Kategorien auf Hypertexte beschäftigt und darüber hinaus neue Methoden und Modelle diskutiert, die zu einer adäquaten diskursanalytischen Beschreibung medialer Diskurse in sozialen Netzwerken führen.
Die Wikipedia ist nicht nur eines der erfolgreichsten Projekte im Web 2.0, sondern wird zunehmend auch als einzigartige linguistische Ressource verstanden, die den heterogenen Charakter natürlicher Sprachen eindrucksvoll belegt.
Der vom Lehrstuhl Germanistische Linguistik (Eva Gredel, Laura Herzberg, Angelika Storrer) organisierte Workshop „Linguistische Wikipedistik“ hatte zum Ziel, die vielfältigen sprachbezogenen Perspektiven auf den Untersuchungsgegenstand Wikipedia sichtbar zu machen und Konvergenzen, aber auch Divergenzen zwischen den theoretischen und methodischen Zugängen zu thematisieren.
Der Termin des Workshops am 17.11.2017 lag unmittelbar vor der WikiDACH 2017, einem Barcamp der deutschsprachigen Wikipedia-Community, das auf Einladung von Eva Gredel am 18.11. und 19.11.2017 an der Universität Mannheim stattfand. Auf der WikiDACH konnten die Teilnehmer aus der Schweiz, aus Österreich und Deutschland ihre Fähigkeiten und Erfahrungen aus der Projektarbeit durch persönliche Kontakte, Workshops, und Vorträge teilen und erweitern.
Das Bild links wurde gemacht von MB-one (CC BY-SA 4.0).
Weitere Informationen zur WikiDACH 2017.
Dass Bilder bzw. Medien es zulassen, Wissen über ihren historischen, gesellschaftlichen und diskursiven Kontext zu rekonstruieren, ist längst zu einem Gemeinplatz der Forschung geworden. Ebenfalls unumstritten ist auch, dass dieses Wissen einem diachronen Wandlungsprozess unterliegt und dass es ästhetisch geformt ist. Geht man von diesen Beobachtungen aus, erscheint es lohnenswert, im Rahmen multimodaler Diskursanalysen gesellschaftlich gewichtige Diskursfelder (Ökonomie, Politik, Theologie) hinsichtlich etablierter Wissensbestände, diskursiver Dynamiken und für die Ästhetik relevanter Inszenierungsstrategien zu untersuchen.
Welche Perspektive nehmen jedoch Bild-, Sprach-, Medien- und Literaturwissenschaft in der Darstellung und Erforschung ökonomischer Zusammenhänge ein? Die Hypothese, die als Ausgangspunkt der Tagung fungiert, ist, dass Bildmedien im Hinblick auf die Thematisierung ökonomischer Zusammenhänge drei verschiedene Perspektiven offenbaren. Aus dieser perspektivischen Dreiteilung ergibt sich, dass den Bild-, Medien- und Literaturwissenschaften – wohlgemerkt: zusätzlich zu den Untersuchungen über sozio-ökonomische Produktionsbedingungen und Vermarktungsstrategien von Bildmedien – ebenfalls drei unterschiedliche Blickwinkel zur Erforschung des ökonomischen Gehalts von Bildmedien zur Verfügung stehen.
Ziel des Projekts Senteasy war es, ein ontologiebasiertes linguistisches Textanalyse-System zu entwickeln, das in der Lage ist, die syntaktischen und semantischen Informationen auf der Wort-, Satz- und Textebene zu nutzen, um das Meinungsbildungspotential von Texten in Sozialen Medien zu bewerten.
Die Antwort auf die Frage nach dem Meinungsbildungspotential eines Textbeitrages im Internet bekommt heute mit der zunehmenden Verbreitung von unterschiedlichen Social Media Netzwerken und Tools, viefältigen Bewertungsmöglichkeiten und den differenziertesten digitalen Content-Angeboten eine immer größere Bedeutung auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens, insbesondere im politischen wie auch im wirtschaftlichen Bereich zu. Die öffentliche Meinung zu einem bedeutsamen politischen Thema bildet sich nicht mehr über Wochen, sondern innerhalb von Stunden. Meinung wird nicht mehr nur von den klassischen Medien wie Zeitung Rundfunk und Fernsehen gemacht, sondern von Millionen von Internet-Usern. Aufgrund der gestiegenen Geschwindigkeit der Meinungsbildung und der Meinungsverbreitung ist es daher umso wichtiger, einerseits negative Meinungsbildung bzw. entsprechende Tendenzen bereits im Vorfeld zu erkennen, um diesen entgegenzusteuern, andererseits auch positive Entwicklungen/ Trends frühzeitig zu erkennen.
Essen und Trinken sind elementare Bedürfnisse des Menschen und – darüber hinausgehend – immer zugleich auch Kommunikations- und Informationsträger. Die Frage, auf welche Weise Menschen sich ernähren (z.B. Fastfood oder Bio-Produkte), wie Lebensmittel und Speisen ausgewählt, eingekauft, zubereitet und in welchem Rahmen und Ambiente sowie in welcher Gesellschaft sie verzehrt werden, geht weit über das Interesse an der reinen Ernährungsfunktion des Essens und Trinkens hinaus.
Vor dem erweiterten Fragehorizont der Semiotik als Lehre von den Zeichen sollen in diesem Band vielfältige Zeichensysteme (neben der Sprache auch Bilder oder Raum) mit dem Referenzpunkt Essen – mit all den dazugehörigen Implikationen – betrachtet werden. So kann beispielsweise die Auswahl bestimmter Speisen (etwa bei einem Festmahl) als Zeichen aufgefasst werden, aus denen andere Akteure aufgrund gesamtgesellschaftlich verbreiteter Wissensbestände Schlussfolgerungen ziehen. Dem Essen selbst mitsamt den dazugehörigen Bedeutungszusammenhängen kommt also der Stellenwert einer Ausdrucksressource zu, die es zu analysieren gilt.
Im Rahmen des Sammelbands sollen Essen und Trinken in all ihrer Vielfältigkeit der Ausprägungen und aus interdisziplinärer (literatur-, sprach-, medien-, kulturwissenschaftlicher sowie philosophischer, soziologischer, historischer und politikwissenschaftlicher) Perspektive in den Blick genommen werden.
Die Studie entwickelt theoretische, methodische und empirische Grundlagen einer Bedeutungstheorie, die sprachliche Innovationen und diskursive Dynamiken nicht als Sonderfall, sondern als Normalfall versteht. Durch die Integration system- und handlungstheoretischer Aspekte, werden Diskurse als Orte des Bedeutungswandels beschreibbar. Im Zentrum der Analyse stehen dabei metaphorische Muster als diskurssemantische Einheiten. Das Fallbeispiel zum Diskursobjekts Virus belegt, dass relativ stabile Protometaphern immer wieder in innovativen Setzungen ausdifferenziert werden: Neben der Analyse der Metapherninventare zu Virus als Bildempfänger (z.B. Kampf gegen Viren), erfolgt die Dokumentation transdiskursiver Driften des Lexems, die dazu führen, dass Virus in vielen Kontexten (in Zeitungsartikeln, in Bundestagsprotokollen und in Printanzeigen) auch als Bildspender fungiert (z.B. Virus der Korruption). Die Analyse von multikodalen Metaphern plausibilisiert die Diskurssensitivität von Bildern in Printanzeigen und führt zum Postulat der multikodalen Erweiterung von Diskursanalysen. Auf einer methodologischen Ebene evaluiert die Studie die Möglichkeiten, mit bestehenden Online-Textdatenbanken diskursanalytischen Fragen nachzugehen.